Neues Lernangebot zu Leukämie und Blutstammzellspende

Dass Leukämie eine Krebserkrankung ist, dürfte vielen Menschen klar sein. Was die meisten jedoch nicht wissen: Oft können Erkrankte nur durch die Transplantation von fremden Blutstammzellen gerettet werden. Ein neues kostenloses Lernangebot fürs Gymnasium geht der Krankheit auf den Grund und gibt Einblick in die Geschichten von Betroffenen.

Es ist ein Anruf, der die Wende in der Leidensgeschichte von Domenique Moser einleitet. Ein Arzt aus dem Universitätsspital Zürich informiert die damals 19-Jährige, dass es einen «Match» gegeben habe: Für die an Leukämie erkrankte Domenique sei über die weltweite Suche in den Spenderregistern eine passende Blutstammzellspenderin oder ein passender -spender gefunden worden. Ein Glücksmoment, den Domenique trotz Chemo- und Strahlentherapie mit einem Glas Prosecco feiert.

Einstieg über Geschichten

Ihre ganze Geschichte erzählt Domenique in be the match, einem neuen Lernangebot von Blutspende SRK Schweiz für den Biologieunterricht auf Gymnasialstufe. Ergänzt wird Domeniques Geschichte mit jener von Samuel Zahnd, der bereits zwei Mal seine Blutstammzellen gespendet hat. Der Berner schildert, weshalb er sich für eine Spende entschieden und wie er sie erlebt hat.

«be the match» besteht aus drei digitalen Modulen, die mit Hilfe eines Lernjournals bearbeitet werden.

Vorwissen aktivieren

Die beiden Geschichten im Videoformat geben der Blutkrankheit Leukämie und der Blutstammzellspende ein Gesicht. Sie bieten zudem einen idealen Ausgangspunkt, um Interesse in der Klasse zu wecken, mit falschen Vorstellungen aufzuräumen und Fragen zu formulieren. Über Texte, Grafiken und Erklärvideos erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler anschliessend das Wissen und die Zusammenhänge zu den Themen Blut, Leukämie und Blutstammzellen. In den Aufgaben vertiefen und repetieren sie die Inhalte und halten die Ergebnisse im Lernjournal fest.

Modulartiger Aufbau

Das Lernangebot unterteilt sich in drei Module, die aufeinander aufbauen, aber auch einzeln in den Unterricht eingebaut werden können. Ausgehend von der Zusammensetzung und den Aufgaben des Blutes lernen die Schülerinnen und Schüler, was bei einer Blutbildungsstörung passiert. Sie befassen sich im zweiten Modul mit den Behandlungsmöglichkeiten und erkennen die wichtige Rolle der Gewebemerkmale für die Behandlung von Leukämie mit fremden Blutstammzellen. Im abschliessenden dritten Modul erfahren sie, wie eine Spende konkret abläuft. Dabei stellen sie sich auch spannenden ethischen Fragen: Was, wenn die Registrierung zur Spende Pflicht wäre? Sollten Spendende bestimmen könnten, an wen ihre Spende geht? Sie reflektieren Argumente für und gegen eine Spende und bilden sich eine eigene Meinung.

Mehr Aufmerksamkeit

Domenique gilt heute als geheilt. «Mir wurde geholfen, also möchte ich nun auch helfen, die Blutstammzellspende bekannt zu machen», sagt die heute 25-Jährige zu ihrem Auftritt im Lernangebot. Auch Samuel gibt seine Erfahrungen als Spender gerne weiter: «Viele Menschen wissen nicht, was eine Blutstammzellspende ist. Das Thema braucht unbedingt mehr Aufmerksamkeit!»

Domenique schildert eindrücklich, wie die Leukämie-Erkrankung bei ihr erkannt und behandelt wurde.

«Wissen hilft, einen gut begründeten Entscheid zu treffen»

Die Inhalte von «be the match» sind in enger Zusammenarbeit mit einer Fachdidaktikerin, medizinischen Experten von Blutspende SRK Schweiz und Biologielehrpersonen entstanden. Yannick Hunziker, Biologielehrer am Gymnasium Biel-Seeland, ordnet das Lernangebot ein.

Biologie-Fachlehrer Yannick Hunziker wirkte bei der Konzeption und Entwicklung des Lernangebots mit.

Yannick, der Lehrplan im Gymnasium ist dicht bepackt. Wie lässt sich «be the match» in den Unterricht integrieren?

Das Lernangebot ist modulartig aufgebaut. Dadurch ergeben sich grosse Vorteile: Zum einen können Lehrpersonen einzelne Themen herauspicken oder weglassen. Zum anderen lässt sich das Lehrmittel in diversen Gebieten ansiedeln, vor allem in der Humanbiologie oder in der Zellbiologie. Aber auch Aspekte der Immunbiologie und Genetik kommen vor.

In der Genetik wird es sehr schnell komplex…

Für viele Schülerinnen und Schüler ist das so. Deshalb sind diese Inhalte in «be the match» didaktisch reduziert worden. Das ist wichtig, denn so kann die Lehrperson das Thema auch im Grundlagenfach zu Ende erzählen und muss den spannenden Teil der genetischen Übereinstimmung nicht weglassen.

Wie stehst du zum Ziel von Blutspende SRK Schweiz, junge Menschen für das Thema der Blutstammzellspende zu sensibilisieren?

Persönlich finde ich das Ziel sehr unterstützenswert. Der Unterricht an den Schulen hat aber wertefrei zu sein. Die Informationen im Lernangebot zur Spende kommen dieser Anforderung nach, denn sie sind sachlich fundiert und das Pro und Kontra die Spende werden sorgfältig gegeneinander abgewogen. Wissen hilft, einen gut begründeten Entscheid für oder gegen einen Eintrag ins Register zu treffen. Es wird niemand zu etwas gedrängt, es wird viel mehr etwas umfassend vermittelt.

«Wir ernten oft nur fragende Blicke»

Das Lernangebot «be the match» wurde von Blutspende SRK Schweiz in Zusammenarbeit mit LerNetz entwickelt. Warum, erklärt Simona Triet von Blutspende SRK Schweiz im Video.